2. Frauen-Bundesliga

Union-Kapitänin Heiseler: "Krass, wir haben es wirklich geschafft"

30.04.2025
Lisa Heiseler (v.): "Seit ich als junges Mädchen zu Union gekommen bin, habe ich von der Bundesliga geträumt" Foto: IMAGO/Matthias Koch

Seit 2012 ist Lisa Heiseler für den 1. FC Union Berlin am Ball. Als Kapitänin führte die 26 Jahre alte Offensivspielerin die Eisernen in der 2. Frauen-Bundesliga zum Durchmarsch in die Google Pixel Frauen-Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht die gebürtige Berlinerin und ausgebildete Physiotherapeutin mit Mitarbeiter Ralf Debat über den zweiten Aufstieg in Folge und die Perspektiven.

DFB.de: Seit Sonntag steht der 1. FC Union Berlin erstmals als Aufsteiger in die Bundesliga fest. Wie sehr konnten Sie diesen historischen Erfolg schon genießen, Frau Heiseler?

Lisa Heiseler: Auch wenn wir gerade zwei Tage frei hatten, muss ich ehrlich sagen, dass es bei mir immer noch nicht so richtig angekommen ist. Klar, in der Kabine haben wir die Musik nach dem Spiel schon ein wenig lauter aufgedreht als sonst. (lacht) Anschließend haben wir im Stadion noch mit Familien und Freunden zusammengesessen und ein wenig gefeiert. Wir haben aber nicht vergessen, dass noch drei Partien anstehen, die wir genauso fokussiert angehen wollen, auch wenn der Aufstieg schon feststeht.

DFB.de: Was ist Ihnen zuerst durch den Kopf gegangen, als die Schiedsrichterin die Partie gegen Borussia Mönchengladbach abgepfiffen hat?

Heiseler: Ich dachte: Krass, wir haben es wirklich geschafft. Seit ich als junges Mädchen zu Union gekommen bin, habe ich davon geträumt, in die Bundesliga aufzusteigen.

DFB.de: War Ihnen direkt bewusst, welche Bedeutung dieser Erfolg für den Verein hat?

Heiseler: Union hat in den zurückliegenden Jahren sehr viel in den Frauenfußball investiert und die Bedingungen für uns immer wieder verbessert. Die Unterstützung im gesamten Verein ist riesig. Deshalb hatten die Verantwortlichen sicherlich im Hinterkopf, eines Tages auch mit den Frauen erstklassig zu sein. Dass es aber so schnell gehen würde, hätten wohl nur die wenigsten geglaubt.

DFB.de: Die 14.407 Zuschauer*innen im Stadion An der Alten Försterei sorgten für eine neue Rekordkulisse für die 2. Frauen-Bundesliga. Wie würden Sie die Atmosphäre beschreiben?

Heiseler: Da ich im Bezirk wohne, komme ich immer zu Fuß zum Stadion und nutze den Spaziergang schon als Aktivierung. Als ich etwa zwei Stunden vor dem Spiel über den Parkplatz ging, waren schon so viele Leute da wie noch nie zuvor. Als wir zum Aufwärmen auf den Platz gelaufen sind, hatte ich schon zum ersten Mal Gänsehaut. Während des Spiels war es dann nicht anders. Wenn "Eisern Union" angestimmt wird, ist es etwas ganz Besonderes.

DFB.de: Schon während der gesamten Saison wurden die Heimspiele im großen Stadion ausgetragen. Wie sehr hat das die Mannschaft gepusht?

Heiseler: Die Rückendeckung der Fans war bei jedem Heimspiel unglaublich. Da holt jede Spielerin noch einmal mehr Prozente aus sich heraus. Dass wir inzwischen so viele Leute erreichen, die nur wegen uns ins Stadion kommen, berührt mich sehr. Es ist noch gar nicht so lange her, dass wir in der Regionalliga vor 100 oder 200 Zuschauer*innen gespielt haben. Diese Entwicklung ist phänomenal.

DFB.de: Der Zuschauerschnitt von mehr als 6000 Fans pro Partie würde auch in der Frauen-Bundesliga aktuell Platz eins bedeuten. Geht da eine Liga höher noch mehr?

Heiseler: Schon jetzt sind wir für jede und jeden dankbar, die oder der uns im Stadion unterstützt. Natürlich werden in der Bundesliga auch die Gegner attraktiver. Von daher bin ich selbst auf die weitere Entwicklung gespannt.

DFB.de: Vor Saisonbeginn in der 2. Frauen-Bundesliga hatten Sie im DFB.de-Interview als erstes Ziel formuliert, in der Liga anzukommen und den Klassenverbleib zu sichern. Mal ehrlich: War das Understatement?

Heiseler: Nein, gar nicht. Wir hatten viele Spielerinnen im Kader, die zuvor noch nicht auf diesem Niveau gespielt hatten. Die Physis und das Tempo sind in der 2. Bundesliga schon ganz anders als noch in der Regionalliga. Von daher war es alles andere als selbstverständlich, dass wir gleich oben mitspielen. Unsere ersten beiden Saisonspiele gegen den Hamburger SV und den 1. FC Nürnberg, die jeweils unentschieden endeten, waren dann gleich wichtige Hinweise darauf, dass wir zumindest mithalten können.

DFB.de: Welche Qualitäten des Teams waren aus Ihrer Sicht entscheidend, um den direkten Durchmarsch möglich zu machen?

Heiseler: Wir sind von Beginn an sehr souverän und mit einer gewissen Abgeklärtheit und Cleverness aufgetreten. Wir sind auch cool geblieben, wann es mal eng wurde. Sportlich agieren wir mit Ballbesitz und sind immer bemüht, das Spiel selbst in die Hand zu nehmen. Vor allem ist jede Spielerin immer bereit, alles zu geben - nicht nur in den Spielen, sondern auch in jedem Training. Daran hat selbstverständlich auch das gesamte Trainerteam einen großen Anteil.

DFB.de: Hatten Sie überhaupt mal Zweifel, dass es nicht klappen könnte?

Heiseler: Wie schon gesagt: Ich habe zu Saisonbeginn nicht gleich an den erneuten Aufstieg gedacht. Aber ich habe immer an die Qualitäten des Teams geglaubt und nie gezweifelt. Der Glaube und das Selbstvertrauen sind dann von Spiel zu Spiel gewachsen.

DFB.de: Was kann die Frauen-Bundesliga von den Eisernen erwarten?

Heiseler: Auf jeden Fall kann sich jeder Gegner auf ein lautstarkes neues Auswärtsspiel freuen. Als wir beispielsweise vor der Saison ein Testspiel gegen den SV Werder Bremen bestritten hatten, meinten unsere Gegenspielerinnen schon, dass es etwas ganz Besonderes ist, An der Alten Försterei zu spielen. In diesen Genuss werden jetzt alle Bundesliga-Teams kommen. (lacht)

DFB.de: Auch für Sie persönlich werden es die ersten Einsätze in der höchsten deutschen Spielklasse sein. Wie sehr freuen Sie sich schon jetzt auf den 1. Spieltag?

Heiseler: Unfassbar. Da wir jetzt noch drei Partien vor der Brust haben, die wir auch noch erfolgreich bestreiten wollen, ist der Fokus noch ein anderer. Dennoch ist klar, dass dann der nächste Traum in Erfüllung gehen wird.

DFB.de: Seit der Winterpause haben Sie nur in einem Spiel nicht getroffen und allein zwölf Ihrer insgesamt 15 Saisontreffer erzielt. Wie erklären Sie sich diese deutliche Steigerung?

Heiseler: Im Wintertrainingslager in Spanien haben wir sehr intensiv daran gearbeitet, torgefährlicher zu werden. Da hatten wir noch ein wenig Nachholbedarf. Offenbar hat sich diese Arbeit ausgezahlt und auch ich habe davon profitiert. In den zurückliegenden Spielen stand ich halt oft richtig. (lacht) Das freut mich sehr. Unter dem Strich zählt aber nur der Erfolg des Teams. Wenn ich dazu beitragen kann, ist es umso schöner.

DFB.de: Sie sind gebürtige Berlinerin und bereits seit fast 13 Jahren für den 1. FC Union am Ball. Wie würden Sie Ihre Verbindung zum Verein beschreiben?

Heiseler: Ich bin hier seit der C-Jugend groß geworden, habe Union alles zu verdanken. Meine Eltern haben mich damals immer eine Stunde lang nach Köpenick gefahren und sind auch jetzt bei fast jedem Heimspiel dabei. Es ist wunderschön, dass die Familie und meine Freunde das alles miterleben können.

DFB.de: Was bedeutet es Ihnen, das Team als Kapitänin anzuführen?

Heiseler: Das Vertrauen des Trainerteams und der Mannschaft machen mich sehr stolz. Es ist auch nach drei Jahren immer noch ein unbeschreibliches Gefühl, das Team auf den Platz zu führen.

DFB.de: Noch stehen drei Spieltage aus. Wie gerne würden Sie am Saisonende auch noch die Meistertrophäe in die Höhe recken?

Heiseler: Super gerne, das ist auf jeden Fall jetzt unser Ziel und wäre die Kirsche auf der Sahnetorte. Noch ist alles möglich. Der 1. FC Nürnberg muss nur einmal patzen, dann können wir es schaffen. Deshalb bereiten wir uns jetzt intensiv auf die Partie am Sonntag beim SC Freiburg II vor.

OSZAR »

Kategorien: 2. Frauen-Bundesliga, Google Pixel Frauen-Bundesliga

Autor: mspw